Vegan: Vorurteile, Beleidigungen & Mobbing

Warum man sich als Veganer permanent rechtfertigen muss!

Der ganz normale Alltag unter Deutschen sieht so aus, dass man sich als Veganer permanent gegen krude Vorurteile wehren muss, man seltsam belächelt wird oder man schlichtweg zu Notlügen (Lebensmittel-Allergie) greifen muss, um sich nicht sinnbefreiten Diskussionen aussetzen zu müssen. Ich habe daher mal meine Top Five zusammengestellt, um ein wenig Licht in die Sache zu bringen.

#1: „Weil du ein Mädchen bist! Schönheitswahn, Essstörung & Orthorexie.“

Ja, es gibt mehr weibliche Tierleidverzichterinnen als Männer. Vegan ist aber keine Dauerdiät und es geht bei diesem Lebensstil nicht darum, möglichst viel abzunehmen. Zucker und Pommes sind übrigens auch vegan. Insbesondere Männer ab 40 haben ein erhöhtes Risiko für Herz- und Gefässkrankheiten, daher sollte diese Gruppe dringend tierische Fette massiv reduzieren und ihre Gewohnheiten überdenken. Allerdings herrscht ja der Irrglaube, dass Männer tierisch viel tierisches Protein benötigen, um „Tinte aufm Füller zu haben“ und sie genetisch bedingt „Jäger“ wären. Die schrägsten und gesundheitsschädlichsten Diäten basieren natürlich auf Tierprodukten, wie LowCarb, Paleo und Metabolic Balance. Diesen ganzen Zirkus und selbstverständlich jede Menge Geld und JoJo-Effekte kann man sich locker mit einer ausgewogenen, pflanzenbasierten Ernährung sparen.

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#2 „Veganer sind verrückte Aussenseiter: Ich esse Fleisch, weil ich es so gewohnt bin.“

Ja, Pflanzenesser sind eine Minderheit in der deutschen Gesellschaft. Wenn man aber über den Tellerrand beispielsweise nach Indien schaut, so sind „non-veg“ Restaurants dort die Ausnahme. Es gibt viele indische Stadtviertel, in denen Schlachten/Schächten per Gesetz verboten ist. Es ist also lediglich eine Frage der Perspektive, wer/wann/wo der Aussenseiter ist. Weiter ist das Leben stete Veränderung – schlechte Gewohnheiten kommen, der Mensch lernt dazu und verbessert sich (Beispiel: Frauenrechte). Wer also Tierleid auf dem eigenen Teller damit rechtfertigt, dass es schliesslich alle so machen, der ist auf dem Irrweg und verschliesst feige die Augen vor der Realität.

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#3 „Als Veganer kann man ja nichts mehr essen, ausser einem Salatblatt“

Ja, leider sind in vielen verarbeiteten Lebensmitteln und FastFood tierische Stoffe enthalten. Aber das heisst nicht, dass diese Nahrungsmittel wertvoll sind – daher ist das so ziemlich der gängigste Unfug. In meinem Augen essen Veganer sehr bewusst, ausgewogen und vielseitig – sie haben sich eingehend über Ernährung und Produktionsabläufe informiert und haben deswegen konsequenterweise diesen Lebensstil gewählt. Blinder Konsum von Fastfood und sonstigem Frass, der so angeboten wird, macht die meisten Menschen auf Dauer krank (Diabetes, Herzinfarkt etc), übergewichtig und teilweise auch depressiv. Die täglichen Mahlzeiten sollten idealerweise nähren und glücklich machen – das funktioniert aber eben nicht mit Tierleid auf dem Teller.

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#4 „Ich bin ja auch gegen Tierquälerei, aber Veganer sind militante Tierschützer…“

Es gibt doch eigentlich niemanden, der ganz offen sagt: „Ich finde Tierquälerei und Massentierhaltung vollkommen ok!“ Aber fast alle Deutschen befürworten diese Zustände und belohnen diese, indem sie dafür reichlich Geld zahlen – mit dem täglichen Konsum von Tierprodukten.

Egal, ob Bio oder nicht: Masttiere, Legehennen, Milchkühe & Co.: Alle diese Tiere werden in denselben Schlachthöfen getötet und dann aus Profitgier weiter verarbeitet. Als Dank belügt die Industrie ihre treuen Kunden obendrauf nach Strich und Faden, indem sie glückliche Tiere auf grünen Wiesen auf die Verpackungen druckt. Die Realität will aber niemand sehen – das würde ja den Appetit verderben.

Tierschutz in der Lebensmittelindustrie ist ein Widerspruch in sich – die überzüchteten „Nutz-Tiere“ sind so in der Natur nicht vorgesehen und hätten in der freien Wildbahn kaum Überlebens-Chancen. Es ist schlichtweg vom Menschen erschaffener Wahnsinn.

Ebenso scheint sich die breite deutsche Meinung dazu durchgerungen zu haben, das Pelz nicht ok ist  – so weit, so gut! Aber ist Leder nicht auch eine Tierhaut – nur dass keine Haare mehr dran sind? Und was ist mit Daunen? – Sind diese nicht der Pelz des Geflügels? Und was ist mit Wolle und Seide? Wieso richten wir dann empört den erhobenen Zeigefinger auf Pelzmantel-Tanten während wir eine Daunenjacke tragen? Irgendwas stimmt da doch nicht…

Militanter Tierschutz (aktiv/Gewalt bejahend) und ein klares Bewusstsein bzw ein entsprechender, konsequenter Konsumverzicht (passiv / pazifistisch) sind also komplett unterschiedliche Welten.

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#5 „Ich bin ein Geniesser und Veganer sind perverse Asketen!“

Wollen wir vorab mal klären, wer alles so „perverse Neigungen“ hat: Diese Leute, die so ganz bewusst „nur“ Bio-Fleisch vom Metzger umme Ecke essen, das „Beef!“-Magazin im Abo haben, sich an „sous vide“-gegarten Tierfetzen erlaben und sich als wahre Grill-Experten rühmen, sind ja meist etwas in die Jahre gekommene Männer, die ihre schwindende Potenz irgendwie kompensieren müssen.

Oder Münchner Bio-Eltern, die kürzlich empört waren, dass ein Wildschwein während eines Ausfluges vor den Augen der Kleinen erschossen wurde. Ja, durchaus nicht schön – aber was wäre, wenn der werte Nachwuchs mal die „Bärchen-Wurst“-Produktion hautnah miterleben dürfte? Lebenslanges Trauma garantiert!

Die Online-Aufschreier in den sozialen Medien, die eine Pferdeschlächterin anprangern, eine Teenagerin wg Grosswild-Jägerei ächten oder chinesische Hundeesser am liebsten gehängt sehen wollen. Die Thailand-Urlauber, die ausgiebig Elefanten-Reiten gehen, aber die Einheimischen als „exotisch-pervers“ abstempeln, weil sie Insekten futtern und selbst anschließend n Teller Shrimps vernaschen (Funfact: Aus biologischer Sicht sind Shrimps übrigens mit Kakerlaken verwandt, da beides Krustentiere sind). 

Warum? Nur weil Hunde, Löwenbabys und Reitponys so niedlich und liebenswert sind? Ja, sind sie. Und unseren drolligen Hunden, Katzen, Goldfischen und Papageien sprechen wir das Recht auf ein gesundes und langes Leben zu.

Wer hat eigentlich beschlossen, dass wir unsere Haustiere von ganzem Herzen lieben und Kühe, Schweine, Hühner & Co. wegsperren, quälen, gewalttätig töten und sie dann zum Spottpreis essen? Dieser Speziesismus in den Köpfen grenzt an Schizophrenie und ist Perversion pur. Quälen und Töten zur Lustgewinnung: Dem „wahren Genuss“ von Fleisch und Tierprodukten.

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Es ist doch wirklich erstaunlich, dass individuelle Essgewohnheiten, bzw Lebenseinstellung soviel Zündstoff haben – aber vielleicht/hoffentlich ist das ja ein erstes Anzeichen für ein Umdenken.

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5 Kommentare Gib deinen ab

  1. mad4cook sagt:

    Hi,
    also ich weiß ja nicht mit welchen Menschen du so zusammenkommst aber hier bei uns darf jeder essen was er mag, ohne dafür kritisiert zu werden oder sich rechtfertigen zu müssen 😉
    Das gilt aber für alle Seiten, meine Freundinnen bekommen von mir veganes bzw. vegetarisches Essen, verurteilen mich aber auch nicht weil ich ab und zu mal Fleisch und sehr gerne Käse esse.
    Wir definieren uns nicht über das Essen, sondern mögen uns weil wir so sind wie wir sind 🙂
    Dein Text ist schon provozierend geschrieben und wenn du im realen Leben so auf Nichtveganer zugehst, brauchst du dich über Gegenwind nicht wundern. Ist nicht böse gemeint aber manchmal hilft es, das eigen Verhalten zu reflektieren, um gewisse Situationen zu entschärfen 😉
    LG Diana

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    1. Katharina sagt:

      Hi Diana, die Idee zu dem Text hatten zwei Freundinnen und ich, die die gleichen Erfahrungen gemacht haben. Allerdings ging es da weniger um Familie und Freunde, sondern eher um das „erweitere“ Umfeld, wie flüchtige Kollegen und Leute, die einen eben nicht wirklich kennen. Der Text ist aber ehr mit einem „Augenzwinkern“ zu verstehen, und ist keineswegs ne Kampfansage 😉 Danke dir und hab einen schönen Tag!

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  2. mad4cook sagt:

    Auch im erweiterten Umfeld haben wir das Essen bisher nicht thematisiert. Ich käme auch nicht auf die Idee, jemanden den ich kaum kenne, wegen seiner Essensauswahl anzusprechen. Geht mich ja auch nix an 😉
    Dir auch einen schönen Tag 😀

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  3. Wow, dein Beitrag hat mir super gut gefallen! Fühle mich nun ein bisschen weniger einsam 🙂 Kenne diese Diskussionen auch, obwohl ich erst seit ein paar Monaten Veganerin bin.
    Danke dir Katharina! 🙂

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    1. Katharina sagt:

      Liebe Pia, vielen herzlichen Dank 🙂 Ja, das Gefühl kenne ich auch sehr gut – ist aber immer eine Frage der Perspektive. Ich bin gerade in Hong Kong – hier gibts alle 500m einen veganen Spot, nicht zuletzt weil hier viele Buddhisten u. Hindus leben… hier ist Veganismus in mitten der Gesellschaft angekommen. Das wünsche ich mir auch für GER. Hab einen tollen Start in die Woche – Liebe Grüsse!

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